Home Fahrrad Das Finale unserer Radreise nach Spanien – quer durch Andalusien

Das Finale unserer Radreise nach Spanien – quer durch Andalusien

Von Silvia
Radreise durch Andalusiens Berge Panorama und Landschaftsfotografie

Wir verlassen Valencia in Richtung Granada. Unsere Reise führt uns weiter durch die Berge, was eine höhere Zahl an Höhenmetern bedeutet. Es wird gute 8 Tage dauern, bis wir dort dann den nächsten Ruhetag einlegen können und ist daher ist dies die bisher längste Strecke, die wir ohne Pause zurück legen werden. Nach Granada geht es weiter durch Andalusien. Wir besuchen Malaga, Gibraltar, Tarifa und fliegen über Sevilla wieder heim.

Um Granada zu erreichen, fahren wir auf der Route de Don Quijote. Das ist eine alte Eisenbahnstrecke, deren Bau eingestellt worden ist. Das aufgeschüttete Gleisbett ist nochmal geebnet worden, sodass man hier mittlerweile einen recht soliden Radweg findet. Ab und an begegnet man halb fertigen Bahnhofshallen und nett hergerichteten Rastplätzen. Auf dieser Route fahren wir durch unbeleuchtete Bahntunnel, unser Fahrradlicht flimmert uns nur ein bisschen voraus.

Ziemlich gut finde ich es auf diesem Radweg, dass wir hier auch mal wild zelten können. Der nächste Campingplatz wäre viel weiter weg, als wir an diesem Tag noch fahren können und so bleiben wir über Nacht in einem der halbfertigen Bahnhofshäusern. Man fühlt sich schon wie im Abenteuer, wenn man einfach unter freiem Himmel seine Matte ausrollt und sonst nichts aus- oder einpacken muss. Das war für mich auch einer der schönsten Momente auf der Reise, weil es alles nochmal einfacher macht und man einfach von einer wahnsinnigen Stille und Dunkelheit umgeben ist.

 

Straße durch die Mancha

 

Auf den Spuren Don Quijotes

Der Weg führt uns durch die Mancha, in der sich weite Grasebenen vor uns erstrecken. Noch ist es größtenteils eben, was das fahren langweilig und eintönig macht. Das zieht sich dann noch ein paar Tage, bis wir schließlich in bergigere Regionen vordringen. Ab dem Städtchen Ubeda merken wir dann, dass wir im Gebirge sind. Wir haben tagsüber gute 1.000 Höhenmeter zu bezwingen, was mit der ansteigenden Hitze anstrengend ist.

Es gibt ja Menschen, die am Radeln besonders das Berg hoch fahren schätzen. Ich gehöre da nicht dazu. Ich freue mich zwar, wenn ich oben bin, aber danach fährt man ja wieder runter (was das Beste daran ist) und man sieht den nächsten Hügel schon vor sich. Meistens wirken die Steigungen aus der Entfernung schlimmer, als sie sich tatsächlich anfühlen. Das ist dann wenigstens ein kleiner Trost. Schließlich wird die Anstrengung belohnt, als wir Granada erreichen. Das bekannte Highlight der Stadt: Die Alhambra.

Berge in Spanien Andalusien

Granada – der Granatapfel in Andalusien

Die Stadt Granada ist ein Schmelztiegel der Kulturen, so findet man hier Einflüsse von Iberern, Römern, Goten und Mauren. Die Spuren der verschiedenen Völker findet man sowohl in den Bauwerken, als auch in Essen. Hier bekommen wir richtig gute ägyptische Tapas! Abgesehen davon hat man von Granada aus einen wundervollen Blick auf die Al Hambra und die Sierra Nevada, die hinter der Burg aufragt, wenn man nur am richtigen Aussichtspunkt ist.

Wie alle anderen Städte in Spanien locken viele kleine Gassen zum durch schlendern. Granada bietet aber auch ein traditionell arabisches Dampfbad, das „Hamam“ und eine schöne Promenade entlang am Fluss „Genil“.

Granada von der Alhambra aus

Maurische Kunst in der Alhambra

Die Alhambra ist eine Stadtburg, die in Granada auf dem Albaicin-Hügel liegt. Sie zählt zu den bedeutendsten Beispielen maurischer Architektur und ist seit 1984 Weltkulturerbe. Dass diese Sehenswürdigkeit begehrt ist, ist uns klar gewesen, dass es aber bereits eine Woche zuvor keine Tickets ohne Führung mehr online gegeben hat, wundert uns dann doch. An der Hotel-Rezeption in Granada finden wir aber heraus, dass täglich einige Tickets für nur 14€ an der Tageskasse verkauft werden. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen, auch wenn man dafür schon um vier Uhr morgens vor Ort sein muss, um noch eines zu ergattern.

Im Morgengrauen warten wir, bis die Schalter öffnen und wir sind nicht die ersten. Einer in der Reihe vor uns wartet schon seit ein Uhr nachts, weil er die vergangenen zwei Tage erst um sechs da war und kein Ticket mehr bekommen hat. Endlich können wir hinein und das ganze Warten hat sich gelohnt! Die Alhambra und der Sommerpalast Generalife sind wahre Kunstwerke.

Alhambra mit Bergen

Alhambra verzierte Gänge

Krankheit und ungebetene Gäste

Nach dem Warten vor der Alhambra habe ich mir eine Erkältung eingefangen, mit der ich noch einen Tag warten wollte, bevor wir weiterfahren können. Thomas gelingt es, ein anderes Zimmer für uns zu organisieren, in dem ich mich noch einen Tag ausruhen kann. Was zu dem Zeitpunkt noch nicht klar ist: In diesem Zimmer gibt es Bettwanzen!

Wir hatten uns noch über einen Käfer gewundert, der auf dem Kissen saß, dachten aber, dass es eben nur ein normaler Käfer war, da man Bettwanzen normalerweise nicht sieht. Am nächsten Tag habe ich einen ordentlichen Ausschlag an den Beinen und Thomas hat einige Bissspuren abbekommen. Angeekelt untersuchen wir unsere Sachen und hoffen, dass wir keines der Tierchen eingesteckt haben … Unterwegs merken wir dann auch nichts mehr, da haben wir wohl noch Glück gehabt. Trotzdem habe ich in allen weiteren Betten ein ungutes Gefühl.

Weiterfahrt mit Hürden

Die Weiterfahrt erweist sich als schwierig. Obwohl die Strecke nicht anstrengend ist, bekomme ich schlecht Luft und habe Probleme mit dem Kreislauf. Noch habe ich mich nicht komplett von der Erkältung erholt und das merke ich jetzt. An diesem Tag fahren wir nur 45 Km und bleiben dann an einem Campingplatz, der an einem wunderschönen See mit Türkisblauem Wasser gelegen ist. Nach einem Tag Pause geht es dann wieder besser und wir fahren weiter durch Andalusien nach Malaga.

See Nationalpark Andalusien

Unerwartet positiv fällt uns Malaga auf. Die Straßen sind voll mit blühenden Jacaranda Bäumen, die ganze Straßen in ein violettes Meer verwandeln. Hier gibt es auch eine kleine maurische Burg, die weniger spektakulär als die Alhambra ist. Die vielen Cafés laden dazu ein, einfach draußen zu verweilen oder man spaziert an den Stränden entlang.

Malaga Kirche Jacaranda Baum

Zwischenstopp bei Affen und schlecht gelaunten Engländern in Gibraltar

Nach Malaga ist es nicht mehr weit bis zu unserem Ziel Tarifa. Über 2.000 Kilometer haben wir bereits zurückgelegt und dass das Ziel schon so nah ist, fühlt sich noch richtig unwirklich an. An der Küste entlang wollen wir Gibraltar einen Besuch abstatten. Da die Hotels dort teuer sind, mieten wir eine kleine Pension in La Línea de la Concepción und gehen zu Fuß über die Grenze nach Gibraltar. Hier ist alles so wie man es sich bei einem Teil von Groß Britannien vorstellt: Schlechtes Wetter, unfreundliche Leute und alles in schönem, britischen Englisch.

Wir erklimmen den Felsen von Gibraltar und beobachten die Affen, die hier leben. Es ist richtig respekteinflößend, wie die knapp kniehohen Primaten mit Leichtigkeit die steilen Felswände hoch und runter klettern. Denen möchte ich nicht zu nah kommen.

Felsen von Gibraltar

Affe von Gibraltar

Gibraltar gestaltet sich insgesamt doch nicht als so toll wie erwartet. Bis auf den Felsen, auf dem man noch alte militärische Einrichtungen und eine überteuerte Tropfsteinhöhle finden kann, gibt es nicht so viel zu sehen, was uns interessieren würde. Es geht also weiter nach Tarifa und damit an das Ziel unserer Reise.

Die letzten Meter sind entspannt. Wir rollen in die bei Surfern und digitalen Nomaden beliebte Stadt hinein. Wir sind an unserem Ziel angekommen, super! Aber was jetzt? Die Freude wird von ein Bisschen Wehmut begleitet, so sind wir zwar angekommen, aber damit hat das Unterwegssein auch ein Ende. Wir wollen unsere Reise mit einem Tagestrip ins Marokkanische Tanger ausklingen lassen und Tarifa noch genießen.

Tarifa vom Meer aus mit leerem Strand

Tagesausflug ins Marokkanische Tanger

Nach Tanger kommen wir mit einer Fähre und besuchen eine Führung durch die Stadt und das angrenzenden Umland. Man merkt schnell, dass die Einheimischen etwas gegen Touristen haben, aber auch gleichzeitig, dass viele von ihnen darauf angewiesen sind, Souvenirs zu verkaufen. Die farbenfrohen Gassen und der Duft von Essen bringt uns den Orient näher und ich möchte unbedingt den Rest des Landes entdecken.

Anfangs folgen uns noch Bettler durch die Stadt, diese bleiben aber an den älteren Touristen hängen und wollen von Thomas und mir nichts wissen – unser Glück. Wir besuchen einen Gewürzmarkt und eine Weberei, in der die traditionellen Gewänder hergestellt werden.

Bunte Gasse in Tanger Marokko

Silhouette in Tanger

Eine letzte Etappe nach Sevilla

Tarifa ist sehr klein und überschaubar, weswegen man alles schnell abgeklappert hat. Der Wind ist während unseres Aufenthaltes dermaßen stark, dass man sich kaum draußen aufhalten kann. Die Strände sind verlassen und auch Surfer sieht man keine.

Ein paar Tage Zeit haben wir noch übrig, weswegen wir noch bis Sevilla radeln, von wo aus wir dann mit den Fahrrädern zurück fliegen. Den Flug hierfür haben wir eine Woche zuvor gebucht, mit genügend Puffer dazwischen, falls wir doch später ankommen sollten als erwartet.

Als wir Tarifa verlassen, bläst der Wind immer noch viel zu stark von der Seite. Es ist schwierig, den Lenker gerade zu halten und mit dem starken Verkehr auf der Autobahn wird es nicht leichter. Ich bin heilfroh, als wir endlich nach ein paar Tagen Sevilla erreichen, ganz ohne Wind und nur kurz bevor es richtig heiß wird in Andalusien.

Haus an einsamen Strand

Zeit absitzen in Sevilla

In Sevilla besuchen wir die Kathedrale und schlendern durch die Verkaufsstraßen. Unser Zimmer ist extrem eng und die Klimaanlage verursacht einen Höllenlärm. Ohne ist es zu heiß und mit ist es zu laut zum Schlafen. Die letzten drei Tage in Sevilla verbringen wir viel auf dem Zimmer oder in einem Park und eigentlich warten wir nur noch darauf, dass endlich der Flieger geht.

Die Fahrräder können wir mitnehmen, dazu haben wir die Flugbestimmungen auch auf spanisch ausgedruckt. Das hilft uns wirklich weiter, da die Dame am Flughafen meinte, dass man Fahrräder nur in einem Karton verpackt transportieren darf. Die Richtlinien sagen da was anderes, laut denen reicht es, wenn man nur die Luft raus lässt, Pedale abschraubt und den Lenker längs dreht.

Nun müssen wir nur noch das Fahrrad durch den Gepäckscanner schieben und Abflug! Natürlich passt es gerade so nicht durch die Schleuse und wir werden von einem Mitarbeiter quer durch den ganzen Flughafen geführt, bis wir zu einer LKW-Anfahrt kommen. Hier gibt es einen Scanner mit Übergröße, in dem unsere Räder schließlich Platz finden. Kurz durchgeschoben, alles ok und wir können endlich zum Gate. Die Zeit reicht gerade noch so, dass wir einen Kaffee trinken können, dann müssen wir schon einchecken und es geht wieder nach Hause in das schöne München.

Den Rädern ist nichts passiert und mittlerweile ist auch Sommer in Deutschland. Wir nutzen den freien Tag und radeln erst mal in den Biergarten.

Hügel in Andalusien mit Wein

Fazit

Für unsere Radreise waren wir zwei Monate unterwegs, in denen wir 2.970 Km gefahren sind. Täglich sind das zwischen 70 und 90 gewesen und alle paar Tage haben wir einen bis zwei Ruhetage eingelegt. Insgesamt war es eine sehr entspannte Tour, bei der wir viel gesehen, nette Menschen getroffen und viel darüber nachgedacht haben, was uns eigentlich wichtig ist im Leben und wie schnell man doch in ein Muster verfällt, in dem man Dinge vor allem macht, weil sie von einem erwartet werden.

Auf der Reise mit dem Fahrrad hat niemand etwas von uns erwartet. Das einzige, was gezählt hat war, das man es selbst erleben und schaffen möchte, das Beste daraus zu machen und wenn mal etwas nicht so gut lief, zu improvisieren. Irgendwie kommt man immer weiter und meistens ist das nicht wirklich schwer gewesen, wenn man sich nur darauf einlässt.

Für mich war es die erste Reise mit dem Fahrrad und es ist klar, dass es nicht die letzte sein wird. Ich finde es toll, langsam zu reisen und habe einen anderen Blick auf die Dinge bekommen. Alles dreht sich nur noch um den Schlafplatz, das Essen und ab und zu eine Toilette. Mit diesen überschaubaren Problemen lässt es sich gut leben und so kann man die Natur gleich noch besser genießen.

Ich freue mich darüber, von anderen zu lesen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Seid ihr schon einmal mit dem Fahrrad verreist oder habt es vor? Lasst es mich in den Kommentaren wissen, ich freue mich über eure Erfahrungen und Anregungen!

Wenn ihr wissen wollt, wohin die Reise zuvor ging, könnt ihr das im ersten Teil des Reiseberichtes nachlesen. Dieser führt von München nach Genf. Von dort aus fahren wir im zweiten Teil weiter durch Frankreich, bis ins unerwartet schöne Valencia.

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