Der Winter kann mehr als nur grau und trist sein. Auch wenn ich gerne mit Kuschelsocken und Kuscheldecke bewaffnet ein gutes Buch lese und dabei eine Tasse Tee schlürfe, sobald sich die Sonne zeigt, will ich raus! Auch wenn das nicht euer erster Gedanke sein mag, Wandern im Winter macht richtig Spaß und birgt nochmal ganz andere Herausforderungen als eine Wanderung in den wärmeren Monaten. Seid ihr unsicher, ob das Wandern im Winter überhaupt etwas für euch ist? Ich verrate euch heute meine Tipps, damit die Winterwanderung auch für euch ein tolles Erlebnis wird, das sich auf jeden Fall gelohnt hat. Falls ihr eh schon Bescheid wisst, aber nur eine Tourenempfehlung braucht, könnte die Wanderung im Kaisertal ein guter Einstieg sein.
Inhalt
Warum ist das Wandern im Winter eine tolle Sache?
Der Himmel ist grau, der Boden eh matschig und die Laune sowieso trist. So ungefähr stelle ich mir immer wieder den Winter vor, wenn es so weit ist. Doch kommt dann doch mal die Sonne raus, offenbaren sich glitzernde Puder-Massen. Die Sonnenstrahlen wärmen und hüllen alles in einen goldenen Glanz. In der Ferne locken verschneite Gipfel und der Germknödel auf der Hütte schmeckt nach der langen Wanderung besonders gut. Im Sommer rennen wir alle sofort auf den nächsten Berg, nur der Winter macht uns misstrauisch. Was ziehe ich an? Ist das nicht trotzdem kalt? Wird das nicht gefährlich? Gibt es überhaupt etwas cooles zu sehen, wenn eh überall Schnee ist? Das alles könntet ihr euch schon mal gefragt haben, aber für mich ist das Wandern im Winter eine richtig tolle Sache.
Routen, die ihr bereits im Sommer schon einmal gegangen seid, sehen auf einmal komplett anders aus, warmes Essen auf einer Hütte ist besonders lecker und im Sonnenschein denkt man gar nicht daran, zu frieren. Für mich ist eine solche Winterwanderung auch eine gute Möglichkeit, um auch im Winter Abenteuer zu erleben und fit zu bleiben. Besonders wenn die Straßen matschig oder vereist sind und das Radfahren schwierig wird und das Wetter meistens nicht so gut ist, lohnen sich die wenigen sonnigen Tage umso mehr.

Das ist anders als im Sommer
Wandern im Winter unterscheidet sich in einigen Punkten im Vergleich zu einer Tour im Sommer. Was alles anders ist und woran ihr denken sollt, seht ihr hier.
Die Tage werden kürzer
Denkt auf jeden Fall daran, dass die Tage kürzer sind als im Sommer. Im Dezember und Januar wird es bereits zwischen vier und fünf Uhr nachmittags dunkel. Da bleibt nicht viel Zeit für eure Tour, weswegen ihr früh genug starten solltet. Rechnet euch aus, wie viel Zeit ihr mit Pausen benötigt und wählt zur Not lieber die einfachere Strecke, wenn ihr euch nicht ganz sicher seid. Vermeidet es, in der Dunkelheit zu wandern.
Öffnungszeiten
Solltet ihr einkehren wollen, überprüft auf jeden Fall die Öffnungszeiten der Hütten im Vorhinein. Es wäre doch schade, wenn euch diese Aufwärm- und Schmankerl-Möglichkeit durch die Lappen geht. Auch manche Transportmittel, wie zum Beispiel Lifte, haben andere Betriebszeiten als im Sommer und die verpasst ihr besser nicht. Zu den Öffnungszeiten schreibe ich unten noch mehr.
Temperaturen
Logischerweise ist es im Winter deutlich kälter als im Sommer. Hierbei solltet ihr genug (!) Klamotten eingepackt haben, da wir uns nach dem Zwiebelprinzip anziehen werden. Plant eure Pausen auch so, dass ihr dabei nicht zu sehr auskühlt. Es ist richtig schwer, wieder aufgewärmt zu werden, wenn ihr euch erst einmal eine Weile nicht bewegt habt und dann in den schwitzigen Klamotten weiter zieht.

Die richtige Kleidung
Wie ich oben schon beschrieben habe, setze ich (und vermutlich jeder andere auch) auf das Zwiebelprinzip, wenn es um die Kleidung im Winter geht. Das heißt konkret, dass ihr euch besser in mehrere dünne Schichten hüllt, anstatt nur eine dicke Jacke anzuziehen, in der ihr womöglich mehr schwitzt. Ich ziehe die Zwiebelung von oben bis unten durch und das ist meine Liste an Klamotten, die ich so trage:
Longsleeve Shirt
Shirt mit kurzen Ärmeln
Fleece-Jacke
Softshell-Jacke
Thermo-Leggings
Normale Leggings oder Trekking Hose
Extra dicke Socken
Natürlich auch eine Mütze, einen Buff und noch einen dünnen Schal darüber
Handschuhe
Sonnenbrille & Sonnencreme
Den Buff trage ich, da ich mir den auch gut über Mund und Nase ziehen kann, falls der Wind beißen sollte. Zusätzlich ist ein weiterer Schal extra flauschig und darin kann ich Hals und Gesicht noch besser vergraben. Ansonsten solltet ihr unbedingt eine Jacke wählen, die winddicht ist, da ihr sonst beim kleinsten Lüftchen frieren werdet. Packt noch mindestens ein Shirt mit langen Ärmeln zum wechseln ein. Wenn ihr eine längere Pause (z.B. in einer Wirtschaft) macht, dann könnt ihr das trockene Shirt anziehen und vermeidet Erkältungen.
Die richtigen Materialien
Achtet bei euren Klamotten auf Materialien, die sich nicht mit Nässe vollsaugen, aber auch wärmen. Ich ziehe gerne Funktionskleidung oder Merinowolle an. Wenn euch Nachhaltigkeit auch wichtig ist, dann achtet darauf, ob sich die Hersteller von Merinowolle für das Tierwohl einsetzen. Bei Funktionskleidung bleibt das Problem, dass beim Waschen Mikroplastik ausgespült wird. Dafür gibt es mittlerweile Netze, die den Müll auffangen. Dieser kann danach separat entsorgt werden und gelangt nicht in das Wasser. Hier findet ihr einen solchen Beutel, in dem ihr eure Funktionskleidung waschen könnt. Baumwolle finde ich für das Wandern nicht geeignet, da sich diese mit dem Schweiß vollsaugen wird und dann klebt die Kleidung an eurem Körper. Das ist nicht nur unangenehm, sondern kühlt ja auch aus.

Die Ausrüstung
Wenn ihr eine einfache Route zum Start gehen möchtet, könnt ihr das natürlich auch mit ganz normalen Wanderschuhen machen. Es gibt allerdings ein paar nützliche Utensilien, die euch das Wandern im Winter erleichtern werden.
Steigeisen
Ein Steigeisen kann über die Schuhe gezogen werden und durch die Zacken an der Unterseite ist für einen sicheren Halt auf Schnee oder Eis gesorgt. Steigeisen werden häufig bei alpinen Wanderungen verwendet, da die vorderen Zacken verstärkt sind und man so auch in steilem Gelände immer noch trittsicher sein kann.
Grödel
Bei Grödel handelt es sich quasi um ein kleines Steigeisen. Die Zacken sind deutlich kleiner und durch das geringe Gewicht könnt ihr sie einfach einpacken und immer dabei haben. Bei rutschigem Untergrund können Grödel sehr hilfreich sein, um die Trittsicherheit zu wahren. Sie kommen lediglich an ihre Grenzen, wenn das Gelände zu steil wird. Grödel würde ich generell bei jeder Wanderung im Winter dabei haben, so schlittert ihr nicht wild durch die Gegend.
Schneeschuhe
Solltet ihr eher in losem Schnee wandern wollen, könnt ihr mit Schneeschuhen los ziehen. Damit könnt ihr auch mehr oder weniger auf dem Schnee laufen und sinkt nicht allzu viel ein. Das funktioniert sehr gut bei ca. 20-30 cm Schnee. Sollte er tiefer sein, sinkt ihr aber doch etwas ein und das macht es schon anstrengender. Da Schneeschuhe recht teuer sind, lohnt sich eine Anschaffung meiner Meinung nach nur, wenn ihr sie öfter nutzen wollt, also schon Erfahrung damit habt. Der Deutsche Alpenverein bietet in vielen Städten die Möglichkeit an, Ausrüstung auszuleihen. Hier findet ihr z.B. die Verleihliste der Sektion München und Oberland. Ein ähnliches Angebot gibt es sicher auch bei eurer Sektion. Außerdem gibt es häufig noch andere Verleih-Stellen, die neben Ski und einem Snowboard auch Schneeschuhe anbieten.
Teleskopstöcke
Ob mit Schneeschuhen oder ohne, Teleskopstöcke werden euch das Leben bei einer Wanderung im Winter enorm erleichtern. Dadurch, dass sie zusammenfaltbar sind, nehmen sie nur wenig Platz weg und unterwegs helfen sie euch, auf unwegsamen Untergrund noch die Balance halten zu können. Achtet darauf, dass eure Teleskopstöcke auch Schneeteller haben. Genau wie die ganze andere Ausrüstung könnt ihr Teleskopstöcke ausleihen. Ich finde sie besonders in Kombination mit den Schneeschuhen praktisch.

Das Wetter richtig einschätzen
Schaut beim Wetter nicht nur darauf, wie es in dem Ort sein wird, in dem ihr eure Wanderung startet. Solltet ihr einige Höhenmeter zurücklegen, kann sich das Wetter unterwegs schnell ändern. Wenn es in der Nähe eurer Strecke ein Skigebiet oder eine Bergstation gibt, dann gleicht das Wetter von dort auch ab. Viele Bergstationen haben mittlerweile auch eine Webcam installiert, auf der ihr sehen könnt, wie es vor Ort aussieht. Hier findet ihr einige Wetterberichte, die sich vor allem auf das Wetter in den Bergen spezialisiert haben.
Grundsätzlich solltet ihr euch vorab gut informieren, wie das Wetter in eurer Wander-Region sein wird. Ein plötzliches Schneegestöber oder gar eine erhöhte Lawinengefahr sind kein Spaß und ihr solltet dieses Thema auf jeden Fall mit genug Respekt behandeln. Denn bei Sonnenschein macht das Wandern im Winter nicht nur mehr Spaß, es ist auch sicherer.
Pause ohne Auskühlen
Das Problem beim Wandern im Winter ist immer wieder die Kälte. Seid ihr erst einmal aufgewärmt, kommt ihr schnell ins Schwitzen und bei längeren Pausen kühlt ihr dann ab. Die feuchten Klamotten lassen euch dabei noch schneller auskühlen und seid ihr erst einmal kalt geworden, wird das Aufwärmen schon schwieriger.
Falls ihr eine längere Pause plant, z.B. auf einer Hütte, dann solltet ihr unbedingt sofort euer zweites Shirt anziehen, das ihr (wie oben beschrieben) eingepackt habt. Wartet damit nicht, bis euch kalt wird, sondern zieht euch gleich um.
Für unterwegs eignet sich ausgezeichnet ein Thermobecher, in dem ihr Tee mitnehmen könnt. Wenn ihr Brotzeit-Pausen einlegen möchtet, dann haltet diese besser kurz. Sonst droht euch wieder die Auskühlung und draußen in der Kälte wollt ihr euch sicher nicht so gerne umziehen.

Transporte und Einkehrmöglichkeiten planen
Informiert euch im Vorfeld schon einmal, ob die von euch geplanten Hütten überhaupt offen haben. Manche Almhütten sind nur im Sommer im Betrieb und es könnte sein, dass euch eine böse Überraschung blüht, wenn ihr einfach blind los wandert und die Hütte womöglich geschlossen ist. Habt ihr im Internet eine Route heraus gesucht, die speziell für eine Winterwanderung geeignet ist, dann ist es wahrscheinlich, dass die Hütte auch geöffnet hat. Aber besser auf Nummer Sicher gehen!
Solltet ihr mit einer Seilbahn, einem Lift oder etwas ähnlichem fahren wollen, dann informiert euch auf jeden Fall darüber, wann diese geöffnet sind. Nichts ist schlimmer, als schon erschöpft zur Bergstation zu stapfen, um dann festzustellen, dass sie vor einer halben Stunde dicht gemacht haben.
Wenn wir schon dabei sind, dann seht euch auch Bus- und Zugfahrpläne an. So könnt ihr sichergehen, dass ihr auch wieder zurück nach Hause kommt.

Die Wahl der richtigen Tour
So, jetzt sind wir schon so gut vorbereitet, jetzt wollen wir auch endlich eine gute Route finden. Bei der Planung solltet ihr folgendes im Hinterkopf behalten:
Im Winter kommt ihr langsamer voran als im Sommer.
Der Schnee und zusätzliche Ausrüstung machen es anstrengender.
Die Tage sind kürzer.
Das Wetter muss stimmen.
Die Route muss in der Zeit schaffbar sein, in der auch Lifte und Seilbahnen offen haben, falls ihr solche benutzen wollt.
Plant eure Bus- oder Bahnfahrten.
beachtet auch die Lawinenlage.
Das sind nun ein paar Tipps, die ihr beachten solltet, damit ihr vor allem sicher unterwegs sein könnt. Wandern im Winter macht zwar Spaß und kann richtig toll werden, trotzdem solltet ihr verantwortungsbewusst in dieser Jahreszeit handeln.
Wenn ihr nun eure Route für eure erste Winterwanderung auswählt, dann sucht euch eine Strecke aus, die nicht zu viel Steigung hat und auch nicht zu lang ist. Ich finde Rundwanderungen immer recht schön, da man hier die ganze Strecke lang immer etwas neues sieht. Ihr könnt natürlich auch wieder den Weg zurückgehen, den ihr gekommen seid.
Eine Einkehrmöglichkeit bietet euch die Chance, euch unterwegs wieder aufzuwärmen und kann euch helfen, wieder neue Kräfte zu tanken. Solltet ihr von München oder Umgebung starten wollen, dann kann ich euch die Wanderung durch das Kaisertal bei Kufstein empfehlen. Der Weg ist an sich wenig fordernd, ihr werdet aber die ganze Zeit mit einer richtig tollen Aussicht belohnt. Diese Wanderung ist in wenigen Stunden machbar und liefert euch schon mal einen ersten Eindruck, wie sich das Wandern im Winter anfühlt, ohne ein Risiko einzugehen. Thomas von Breitengrad66 geht noch ein Stückchen weiter und wird mit richtig richtig tollen Ausblicken belohnt. Wenn ihr also doch etwas fordernder rangehen möchtet, könnt ihr die Route von Thomas verfolgen. Beide Wanderungen können super von Kufstein aus erledigt werden.

Achtung bei Lawinen
Im Winter besteht natürlich auch je nach Region eine gewisse Lawinengefahr. Informiert euch im Vorhinein, wie die Lage ist und brecht nur auf, wenn es auch wirklich sicher ist. Lawinen sind nichts zum Spaßen und sie können das Wander-Abenteuer blitzschnell in einen Albtraum verwandeln. Hier findet ihr den Lawinenbericht für alle relevanten Gebiete in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Lawinenwarnstufe reicht von 1 bis 5. Dabei sind 1 und 2 mit Achtsamkeit noch ok, bei einer 3 solltet ihr schon erfahren sein. Bei allem, was über 3 ist, solltet ihr besser zu Hause bleiben, weil es einfach zu gefährlich ist. Seid ihr euch unsicher, ruft einfach bei einer Hütte im Zielgebiet an und fragt dort nach deren Einschätzung. Die Hüttenwirte kennen die Gegend gut und sollten mögliche Gefahren auch einschätzen können. Solltet ihr in einem Gebiet unterwegs sein, in dem ein Lawinenrisiko herrscht, nehmt unbedingt ein Lawinenverschüttetensuchgerät, kurz LVS-Gerät mit. Das kann euch im Notfall das Leben retten.

Fazit
Ihr habt nun einen Überblick darüber gewonnen, was es alles bei einer Wanderung im Winter zu beachten gibt. Ich hoffe, dass ich euch einige gute Tipps an die Hand geben konnte, die euch bei euren Anfängen im Winterwandern helfen werden. Wie sind eure Erfahrungen bisher? Geht ihr überhaupt im Winter wandern oder bleibt ihr doch lieber bei einem guten Buch zu Hause?
Das könnte euch auch interessieren:
- Wir waren im Kaisertal unterwegs und den Guide zur Wanderung im Kaisertal findet ihr hier.
Einfach wunderschön! Der Artikel erinnert mich vor allem wieder an meine eigene Winter-Wanderung im Kaisertal: https://www.breitengrad66.de/2016/02/01/winter-traumtour-auf-die-naunspitze/
Liebe Grüße
Thomas
Hallo Thomas! 🙂 Das ist ja perfekt, da hast du noch mehr vom Kaisertal gesehen, als wir. Ich hänge deinen Link gerne mit in den Text rein, dann hat der Leser noch ne coole Strecke in der Nähe. 🙂
Liebe Grüße
Silvia
Was für ein toller, ausführlicher Guide! Ich glaube, den druck ich aus und press ihn jedem in die Hand, der mir am Berg im Winter wieder mit Turnschuhen daherkommt. Erst gestern wieder erlebt. Der junge Mann hat eine ordentliche Rutschpartie hingelegt, an seinen Schuhen hab ich dann gesehen warum.
Ich persönlich liebe Winterwandern. Das strahlt so viel Ruhe und Frieden aus. Gestern wars sogar so angenehm, dass wir die Jacke in den Rucksack packen konnten, weil die Sonne so schön gescheint hat.
Lg Barbara
Hi Barbara! 🙂 Danke für das Feedback, das freut mich mega!! Turnschuhe beim Winterwandern ist in etwa so, wie mit Flipflops auf die Zugspitze…
Ich bin auch gerne im Winter unterwegs, alles sieht so anders aus und mit ist am Wochenende auch aufgefallen, dass es einfach unglaublich still ist da draußen. Einfach ein wunderbares Gefühl! 🙂
LG Silvia